Geleitwort Simon Piggot

Geleitwort von Uschi Zietsch
Ich liebe Western. Klassische Western, Steampunk-Western, moderne Western (wie Wind River) und Western im Weltraum. Erinnert ihr euch an Serenity? Nathan Fillion als ehrliche Haut, der auch mal kompromisslos werden kann, und der seine Leute nie im Stich lässt?
Ähnlich verhält es sich mit der Mannschaft der Sentenza, allen voran Simon Piggot, der legendäre Kapitän, dessen Auftritte sich durch Axel Kruses Bücherwelten ziehen und der sich allein schon dadurch auszeichnet, dass er bei seinem ersten Erscheinen bereits tot ist. Das legt doch die Erzählung seiner Origin nahe.
In Kruses SF-Universum sind viele, viele Jahrhunderte seit dem Aufbruch der Menschen von der Erde in den Weltraum vergangen, so manche Kolonie wurde nach der langen Zeit längst vergessen und dämmert in nahezu technikloser Degeneration vor sich hin.
Von einer solchen, feudalistisch geprägten Welt mit Erinnerung an die Artussagen stammt der junge Knecht Ham Quidar, aus dessen Sicht wir die Origin von Simon Piggot erleben – und wie dieser zum Kapitän wurde. Auf diese Weise hat auch Ham Quidar seine Herkunftsgeschichte in diesem Band gefunden.
Da er auf seiner Heimatwelt nichts zu erwarten hat außer Frondienst in einem einsamen Leben, folgt Ham dem erfahrenen Sternenreisenden auf die Sentenza, die ähnlich wie die Serenity mal Aufträge durchführt, mal handelt, mal kapert. Dabei ist sie höchst flexibel, geht Allianzen ein, befreit so manche Unterdrückten – und kommt im ersten Buch der dreiteiligen Saga einer großen Verschwörung auf die Spur, die möglicherweise einen neuen Krieg verursachen kann, noch schlimmer vielleicht als vor langer Zeit der erste interstellare Krieg.
Solch ein Setting mag ich in Buch und Film, ein Haufen verwegener, freiheitsliebender (menschlicher und nichtmenschlicher) Typen mit Autoritätsproblemen und einer persönlichen Definition von „Eigentum“, die dennoch das Herz auf dem rechten Fleck haben und ihre Hilfe nie versagen.
Die Geschichte breitet sich zusehends aus und führt zu eben dieser Verschwörung, in deren Zentrum ein düsterer Antagonist steht, Inhaber eines nicht minder düsteren und mächtigen Konzerns. Der Name mag so manchem Leser die eine oder andere Bemerkung dazu entlocken. Wir nähern uns dem Finsteren schrittchenweise, und das ist gut so.
Wie sich auch sonst für mich und noch so einige Leser, wie ich sicher bin, viele vertraute Namen finden, Schiffe wie Montemurri und Amandara etwa, und einmal habe ich kurz geschluckt, als die Holm Pohl und ihr gleichnamiger Eigner auftreten. Lasst euch überraschen, wer noch alles mit von der Partie ist und wie sich die gewitzte, abenteuerlustige und keine Herausforderung scheuende Mannschaft immer wieder aus desolaten Situationen rettet, mit List und Tricks, die einem Asterix zur Ehre gereichen.
So erleben wir ein rasantes Abenteuergarn mit der bunt gewürfelten Mannschaft der Sentenza, die im Auftaktband einiges durchmachen muss, bevor sie die für den bevorstehenden Kampf wichtige Konstellation erreicht.
Sagte ich schon, dass ich Western liebe? Seit meiner Kindheit. Und Western im Weltraum sind die höchste Stufe, vor allem, wenn die Cowboys in diesem Fall – nochmal Steigerung – eigentlich Piraten sind, mit Herz und Verstand, die versuchen, das Richtige zu tun, manchmal legal, meistens eher nicht so, und sich an Orte wagen, die längst von der Geschichte verschlungen worden sind.
Und nun Vorhang auf und viel Vergnügen mit den frühen Abenteuern Simon Piggots und der Sentenza.