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Geleitwort Derolia

Ich mag Kapitän Kors. Er ist so, wie Helden sein müssen, ein bisschen chaotisch, ein bisschen rebellisch und ziemlich schlau. Dazu hat er die Qualität, die man nicht nur bei Helden schätzt: Er ist loyal und im Grunde seiner Seele integer in einem Universum, in dem es verflixt schwerfällt, genau dies zu sein. Diese beiden Eigenschaften erwartet man nicht unwillkürlich von einem Mann, der im eher nicht staatlich gebilligten Freihandel tätig ist und dessen Tätigkeit bei unfreundlicher Auslegung durchaus auch als Schmuggelei bezeichnet werden könnte.

Schmuggler haben oft diesen Robin-Hood-Nimbus, und wenngleich Kapitän Kors nicht von den Reichen nimmt, um den Armen zu geben – er ist schon froh, wenn er sich und seine adoptierte Familie durchbringt – , umgibt auch ihn diese nicht ganz freiwillig ertragene Aura des edlen Rebellen. Das macht ihn und seine „Crew“ sympathisch, denn er ist ein Held alter Schule, nicht nur ein Draufgänger, sondern auch ein Drunter- und Drüber- und irgendwie Seitwärtsvorbeigänger.

In Derolia nimmt er einen schwierigen Auftrag an. Er tut es aus Loyalität, nicht etwa, weil er das Erbfolgesystem einer Dynastie mit extremer Klassengesellschaft für besonders großartig hält. Im Vergleich mit den anderen Herrschaftssystemen irdischer Exkolonien und sogar der Erde selbst geben die Regierungsformen durchweg kein Bild von quietscherosa Freundlichkeit und idealtypischer Demokratie ab. Getragen von oligarchischem Kastendenken, von Machtgeilheit und schlunzschleimiger Gier bilden die Damen und Herren Gegenspieler einen gefährlichen, aber durchaus auch lukrativ erscheinenden Sumpf an Gewalt und Verrat. Und Möglichkeiten – für Menschen, die ein bisschen chaotisch, ein bisschen rebellisch und ziemlich schlau sind.

Weit in der Zukunft, und doch so nah an der Wirklichkeit. Menschen. Durch die Geschichte bis zu den Sternen von der gleichen Lust zu herrschen getrieben. Man würde sich wünschen, die Evolution würde uns in der Zukunft philosophischer machen, gerechter, gelassener und ganz einfach netter. Verlassen würde ich mich nicht darauf, dass es so kommt.

Wie gesagt, ich mag Kapitän Kors. Ich mag sein sperriges Wertesystem, auch wenn es mit keinem der Planeten, die er ansteuert, übereinstimmt. Er erkennt die Nazis auf der Erde als das, was sie sind, was sie stets und immer waren, egal auf welchem Planeten: Mörder und Unterdrücker und opportunistische Diebe, Räuber und Rassisten. Er erkennt auch das nepotistische Gewölle der machthungrigen Oberkaste eines überkommenen, wirr-monarchischen Systems, in dem einer so unsympathisch sein mag wie der nächste.

Wem bleibt er also treu, der Herr Kors?

Sich selbst. Sich und den Seinen. Das tut er klug, vorsichtig und doch auch wagemutig und entschlossen. Ein Held, wie man ihn von den ersten Abenteuergeschichten an findet, die man in der Kindheit gelesen hat, bis zu der Literatur, mit der man als Erwachsene*r seine Freizeit mit Spannung und Hoffnung würzt. Das Buch ist ein All-Ager, knackig und sympathisch – wie sein Held.

Ju Honisch

„Aber ihr könnt doch nicht behaupten, Ihr hättet die Macht, nur weil euch so eine wässrige Schlampe ein Zepter in die Hand gedrückt hat!“ (Monty Python, Die Ritter der Kokosnuss)