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Der Tote an der Tuchfabrik

Geleitwort von Oliver Spanier

Die Straßen und Plätze dieses Buches sind mir persönlich bekannt. Und es hat einen besonderen Reiz, wenn ich die Bilder nicht konstruieren muss, sondern aus meiner Erinnerung herauskramen kann.

Die auftauchenden Mechanismen und Motive sind wahrscheinlich in Raum und Zeit universeller und dürften nicht nur mir bestens bekannt sein. Es dürfte für viele eine interessante Begegnung mit eher „archivierten“ Erinnerungen, wie auch immer der Bezug dazu sei, werden.

Aus Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (1949):

Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Aus „Ein Donnerkrachen“ von Ray Bradbury (1952):

„Ein kleines Ding, das alles aus dem Gleichgewicht bringen und eine Reihe kleiner, größerer und dann riesengroßer Dominosteine umstoßen konnte, über Jahre hin durch die Zeit.“ „Es konnte doch nicht so ins Gewicht fallen, dass man einen Schmetterling getötet hatte.“

Aus Cyberlife Studie Oktober 2024:

Cybermobbing ist weit verbreitet: 18,5% der befragten Schülerinnen und Schüler waren mindestens einmal solchen Angriffen ausgesetzt. Diese Zahl ist im Vergleich zu 2022 (16,7%) deutlich gestiegen.

› In absoluten Zahlen sind etwa 2 Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland mindestens einmal Opfer von Cybermobbing geworden.

› 6% der befragten Schülerinnen und Schüler haben einmal Cybermobbing begangen. Die Rollen von Täterinnen, Tätern und Opfern gehen fließend ineinander über: Mehr als die Hälfte der Täter und Täterinnen war selbst schon einmal Opfer von Cybermobbing.

Aus Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen:

Erwerbstätigenquote in der Bundesrepublik steigt von 1970 bis 2020 von 45,9% (Westdeutschland) auf 71,4% (Deutschland) bei Frauen.

In den Siebziger Jahren wurde mit den Mitteln der Zeit gemobbt: Schläge, Sachbeschädigung und auch schon mit Verbalinjurien, die alle eine Herabwürdigung des Opfers, teilweise mit erwünschter Außenwirkung, teilweise auch nur zum „Privatvergnügen“ erzielten. Dabei gab es Täter, Opfer und Mitläufer, die lieber mit den Tätern wirkten, als sich zum Opfer zu machen. Es gab auch die Neutralen und die Verteidiger, aber nicht so viele.

Diese Mechanismen gab es schon lange (…) vorher und es gibt sie noch heute. Nur die Mittel haben sich „weiterentwickelt“, hier sogar digitalisiert.

Die Ursachen, die diese Entwicklung begünstigt haben sind multifaktoriell: Eltern haben u.a. durch den ökonomischen Druck weniger Zeit für Ihre Kinder, die Kinder sind dafür mehr anderen, dynamischeren Einflüssen ausgesetzt und damit auch dem Internet und den sozialen Medien.

Es hilft nichts: Das Tun oder Lassen ist ein Ergebnis der Abwägung zwischen den Konsequenzen für einen selbst und für andere. Die Konsequenzen für andere könnten am besten eingeschätzt werden, wenn man sich in die Rolle der anvisierten Person versetzt und danach entscheidet, ob man in dieser Rolle die Handlung als fair und legitim akzeptieren könnte.

Irgendwoher muss doch die Stimme kommen: Das tut man nicht. Und: Ups, das verletzt die Würde meines Mitmenschen.

Und wer soll das den Kindern beibringen, aus denen irgendwann Erwachsene werden?

In Dänemark gibt es seit 2005 Empathie als Schulfach. Frankreich startet 2024 Pilotversuche im Fach Empathie.

Eine gute Idee. Ich wünsche anregende Ermittlungen …