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Geleitwort Mutter

von Norbert Fiks

Es war eine Überraschung, als mich Axel Kruse fragte, ob ich ein Geleitwort für einen seiner nächsten Romane schreiben würde. Hätte es nicht umgekehrt sein müssen? Hätte nicht ich eines Tages diesen seit Jahren erfolgreichen und schon mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichneten Autor um ein Geleitwort für meinen noch immer nicht geschriebenen ersten SF-Roman bitten müssen? Ich bin doch bloß … ein Leser?

Ja, ein Leser! Aber was wären die Damen und Herren der schreibenden Zunft ohne uns Leserinnen und Leser? Wir entscheiden über Erfolg und Misserfolg, an uns liegt es, ob Bücher reißenden Absatz finden oder wie Blei in den Regalen liegen. Das ist eine große Verantwortung. Ich möchte ihr gerecht werden.

In „Mutter“ begegnen wir Samuel Kors wieder. Der patente Kapitän und Eigner der LAHMEN ENTE, den wir bereits aus früheren Romanen kennen, gerät zusammen mit seiner Lebensgefährtin und Partnerin Nadarja, einer Garata vom Planeten Sylvej, in die Bredouille, als er auf einer Station am Rande der Galaxis einen Container von besagter Mutter an Bord nimmt und zudem drei Passagiere, die ganz offensichtlich nicht das sind, was sie vorgeben zu sein, eine Passage nach Molangi buchen. Dass das Ganze für das Paar keine Spazierfahrt wird, Sam sogar um sein Leben fürchten muss, versteht sich von selbst.

Was ich an Axel Kruses Prosa schätze? Seine Romane sind kurz und prägnant, das fordert die Phantasie der Leser heraus. Er erzählt konsequent aus der Ich-Perspektive, weshalb wir als Leser immer nah am Geschehen sind und wie der Protagonist nicht wissen, was uns nach dem nächsten Raumsprung erwartet. Besonders gefällt mir die unprätenziöse Sprache. Der Kruse-Stil kommt ohne Verzierungen und Schnörkel aus, denn die Welt des Erzählers sind Raumkoordinaten, keine Metaphern.

Kruse rennt keinem Trend hinterher. Seine Geschichten sind auf angenehme Weise altmodisch (es gibt in der Zukunft sogar noch Bargeld und Kippschalter), sie strahlen Zuversicht und Optimismus aus. Aber genauso führt er uns vor Augen, dass die Welt nicht von sich aus besser wird. Axel Kruse beherrscht die Kunst, eine politische Botschaft zu vermitteln, ohne sie aufdringlich in den Mittelpunkt seiner Geschichten zu stellen. Er schreckt aber vor klaren Worten nicht zurück, wenn es die Situation erfordert.

Nun, folgen wir Sam in sein Abenteuer am Rim, dem Rand der Galaxis. Fast so groß wie seine Angst, nicht heile aus dem ganzen Schlamassel zu kommen, ist übrigens seine beständige Sorge, die nächste Nacht auf der Couch verbringen zu müssen, statt sich im Bett an Nadarja schmiegen zu können.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!