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Geleitwort Kürben

von Thorsten Küper

Thorsten, es ist an der Zeit, dich von deinen Vorurteilen zu befreien.

Nein wirklich, es ist so: Auch ich hege Vorurteile. Beispielsweise über Steuerberater!

Ich habe mich Zeit meines Lebens gefragt, wofür sich Menschen begeistern, die Steuerberater werden. Für die Idee von Steuern an sich, oder für die unglaublich komplexen Feinheiten des Steuerrechtes, oder sie beflügelt so eine Art sportlicher Ehrgeiz, ihren Klienten zu einer möglichst hohen Rückzahlung zu verhelfen.

Ich habe geglaubt, Steuerberater müssten den Traum von fernen Welten allenfalls als infantile Vorliebe belächeln,  ist er doch weder lukrativ, noch auf dem festen Boden der Realität verankert, ja nicht einmal steuerlich absetzbar.  Eine absurde Fantasterei, mit der ein hoch analytischer Zahlenjongleur niemals Zeit vergeuden würde.

Ich lag falsch, müssen Sie wissen und Axel Kruse hat mich von diesem Vorurteil befreit.

Axel ist nämlich Schriftsteller. Einer der Science Fiction schreibt, Fantastik und mehr. Aber er ist eben auch Steuerberater. Wobei, man kann sich davon selbst ein Bild machen, wenn mal ihm in den sozialen Netzwerken folgt, seine Kanzlei auch das Atelier eines Raumschiffdesigners sein könnte. Axel baut und sammelt Raumschiffe aus allen literarischen und filmischen Universen und präsentiert sie an seinem Arbeitsplatz in hoch dekorativen Vitrinen. Eine Kanzlei, in der ich mich auf der Stelle wie zuhause fühlen würde. Thorsten mit plattgedrückter Nase in einem Miniatur Raumhafen, wo man ihn am wenigsten erwartet. 

Immerhin gelingt es  Axel Kruse genauso wenig wie schriftstellernden Physikern, seine Profession zu verbergen. Wenn seine Überlegungen hinsichtlich steuerlicher Absetzbarkeit von Raumfahrzeugen auch eher dezent ausfallen und er uns mit komplexeren Details verschont. Sie werden übrigens im Verlauf der nachfolgenden Handlung auch noch einem Steuerberater begegnen, der sich plötzlich gezwungen sieht, Ermittlungen nach einer von der Buchhaltung unbemerkten Raumyacht anzustellen.

Worauf ich jedoch hinaus wollte: Axel Kruse lebt in seiner Fantasie in einem selbst erschaffenen Kosmos, der vor Leben wimmelt, vielfältig und multikulturell erblüht, bedauerlicherweise aber auch unter einem hohen Arschlochdurchsatz leidet. Ganz wie die reale Welt. Ich verstehe seine Darstellung einer aus dem Ruder laufenden terranischen Politik durchaus als deutlichen Seitenhieb auf aktuelle politische Entwicklungen.

Ich hatte mittlerweile das Vergnügen, in Dresden gemeinsam mit Axel zu lesen und ihn bei zwei virtuellen Lesungen begrüßen zu dürfen. Unvergessen wird für mich seine Antwort auf die Frage bleiben, welches virtuelle Bühnenbild er sich für seinen Auftritt beim Vierten Virtuellen Literaturcon wünscht. Ein Raumschiff, eine Raumwerft, einen ausgehöhlten Asteroiden?

Nein.

Die bezaubernde Altstadt von Essen-Kettwig.

Kein Wunsch könnte Axel Kruse besser charakterisieren als der, der er ist. Einer, der in vielen Welten zuhause ist. In Vergangenheit oder Zukunft, im interstellaren Raum oder seiner beschaulichen Geburtsstadt, der er in seinem Roman „Zeitmaschinen gehen anders“ ein Denkmal gesetzt hat. 

An dieser Stelle möchte ich mich erdreisten, das nachfolgende Werk auch als Plädoyer für die Kurzgeschichte auszulegen, besteht es doch aus einzelnen Episoden, mal Military Science Fiction, mal Space Opera und mal Weltraum-Krimi.

Axel rollt für uns die zukünftige  Entwicklung der Menschheit aus. Beginnend mit der Übernahme des Sprungantriebs vom Volk der Kürben, über ein bösartig über die gesamte Galaxie streuendes terranisches Großreich bis zum Ursprungsfunken einer galaktischen Föderation, in der Lebensformen aller Art gleichberechtigt existieren. Das alles schafft er auf gerade mal 134 Seiten.  Ich schrieb das vor einiger Zeit schon an anderer Stelle: Axel Kruse hat sich erfolgreich vom Zwang der Mehrhundertseitigkeit befreit. In einzelnen Kapiteln beleuchtet er verschiedene Schauplätze und Zeitabschnitte seines Kruse-Kosmos, lesbar als Epos oder als Kurzgeschichtensammlung. Konsumierbar in kleinen Portionen oder in einem unterhaltsamen Rutsch.

Axel hat nicht nur die Fähigkeit, sich das alles auszudenken, er vermag uns auch mitzunehmen auf seinen Reisen durch den interstellaren Raum.

Nehmen Sie Platz neben seinem Pilotensitz und begleiten sie ihn jetzt über 134 Lichtjahre und eben so viele Seiten in den spannungsreichen Kosmos des Axel Kruse.

Von Essen-Kettwig bis zum äußersten Spiralarm der Milchstraße.